Was darf bei (Alt-)bauten verändert werden, was lässt sich erhalten und wie geht man dabei vor? Fragen wie diese gehören für unsere Mitglieder Thomas Beer und Rafael Helfer zum Alltag. Die beiden Mitinhaber der spezialisierten Bauunternehmung Meier-Ehrensperger AG bieten Baumeister- und Verputzarbeiten an. Ihr Know-how im Umgang mit historischem Bestand gehört zu den gefragten Kompetenzen des Betriebs, der nächstes Jahr sein 175-jähriges Jubiläum feiert. Beide Mitglieder haben ursprünglich Ausbildungen als Tiefbauzeichner, Maurer und Bauführer absolviert. Seit Thomas Beer den Pilotlehrgang als «Handwerker in der Denkmalpflege» abgeschlossen hat, engagiert er sich – unter anderem als Präsident des Vereins – für die Ausbildung in diesem Bereich.
Wer weiss heute noch mit historischem Bestand fachgerecht umzugehen?
Thomas Beer: Leider immer weniger. Auch deshalb wurde der Verein «Handwerker in der Denkmalpflege» gegründet. Er bietet spezifische Ausbildungsgänge für verschiedene Fachrichtungen an. Die traditionellen Handwerkstechniken sind nach wie vor gefragt, da sie qualitativ hochwertig und langlebig sind. Aber sie sind nicht Teil der heutigen Handwerksausbildung. So finden wir auch kaum mehr Leute mit diesem Know-how, sondern bilden unsere Leute in der Firma selbst aus. Indem wir das Wissen um die Techniken intern weitergeben, übernehmen wir auch eine wichtige Ausbildungsfunktion in unserer Branche. Heute haben wir rund 45 Mitarbeitende, die mit historischem Bestand umgehen können – damit bilden wir in der Schweiz wohl eher die Ausnahme.
Ich habe damals aus persönlichem Interesse den Ausbildungsgang absolviert und pflege seither ein grosses Netzwerk an Spezialist:innen aus diesem Bereich. Auch viele Vertretende der Denkmalpflege sind im Verein als Expert:innen oder Dozent:innen tätig; das stärkt das gegenseitige Vertrauen.
Die traditionellen Handwerkstechniken sind auch heute noch gefragt, sie sind qualitativ hochwertig und langlebig – aber nicht mehr Teil der heutigen Ausbildung.
Für Bauherren ist die Denkmalpflege aber eher ein rotes Tuch?
Thomas Beer: Viele sind verständlicherweise unsicher, was sie genau verändern dürfen und was nicht. Auch gibt es viele verschiedene Vorschriften, z.B. im Umgang mit Wärmedämmung oder dem Erhalt von bestehenden, ev. denkmalgeschützten Putzen und Mauerwerken. Da muss man abwägen und einschätzen, welche Ziele wie zu gewichten sind. Entsprechend besteht unsere Arbeit auch zu einem grossen Teil aus Beratung. Wir hören erstmal zu, was der Bauherr möchte, und beraten dann über die entsprechenden Möglichkeiten und Argumente, um mit der Denkmalpflege ins Gespräch zu kommen und eine gute Lösung zu finden.
Wir vertreten die Interessen beider Parteien und raten immer, die Denkmalpflege möglichst bald beizuziehen.
Oft übernehmen wir auch Beratungen oder Abklärungen im Auftrag der Denkmalpflege. Kürzlich hatten wir wieder eine Anfrage, ob man das Bruchsteinmauerwerk noch aufbauen könne oder nicht. Es war möglich, obwohl jemand meinte, man könnte es nur noch betonieren (schmunzelt).
Auch für Architekten machen wir regelmässig Einschätzungen: wir schauen uns beispielsweise Probleme mit dem Putz an, aussen oder im Keller. Nach der Bestandesaufnahme des Schadens zeigen wir Möglichkeiten zur Behebung auf und Gründe, wieso er entstanden ist.
Was wird im Allgemeinen unterschätzt bei (historischen) Umbauten?
Rafael Helfer: Die Abklärungen vorab sind immens wichtig. Es lohnt sich, im Vorfeld in die nötigen Abklärungen zu investieren. Das erspart einem viele unangenehme und kostspielige Überraschungen im Prozess. Auch wir haben keinen Röntgenblick und können nicht durch alle Schichten in einem Altbau blicken. Aber mit Sondierungen, der Prüfung von Boden- oder Wandstärken, Verkleidungen oder statischen Abklärungen kann man vieles besser einschätzen und angehen. Wir nehmen die nötigen Fachspezialisten hinzu und können dann auch viel verbindlicher offerieren. Ein gewisses Risiko bleibt bestehen – nur muss man dies transparent gegenüber dem Bauherrn kommunizieren. Als Bauunternehmung prüfen wir alle Baumeisterarbeiten und sind in der Regel auch die ersten vor Ort. Somit decken wir ein breites Spektrum ab.
Lieber vorher investieren und danach einsparen – Abkürzungen lohnen sich nicht.
Dann habt ihr auch viele Schnittstellen mit anderen Gewerken?
Rafael Helfer: Genau, mit Malern, dem Holzbau, Elektrikern, Sanitär-Fachleuten…, eigentlich mit allen. Wenn wir als eingespieltes Team wie mit Altbauweise auftreten, sind die Voraussetzungen optimal. Man kennt sich und jeder weiss, was seine Aufgabe und die der andern ist. Es gibt keine komplizierten Absprachen und damit kann der Prozess sehr effizient und gezielt umgesetzt werden. Alle haben Interesse am Gesamtergebnis – das führt zu einem sehr guten gemeinsamen Resultat.
Was ist euer Traumprojekt?
Thomas Beer: Eigentlich arbeiten wir oft an Traumprojekten – ich denke da an Schlösser wie Kyburg und Lenzburg oder das Ritterhaus in Bubikon – das war ein Highlight, denn so viele Ritterhäuser gibt es ja nicht mehr. Manchmal sind es auch kleine Projekte, die komplex und spannend sind. Oder das Gegenteil, die Dimension, die es zu einem besonderen Projekt macht. Wie beispielsweise die Kirche Ägeri, bei der wir eine Putzsanierung Innen und Aussen vorgenommen haben. Wir dürfen prächtige Villen am Zürichsee sanieren, Zunfthäuser in der Stadt, alte Gasthöfe, Schulhäuser, Kirchen oder Wohnhäuser.
Wir entwickeln auch gerne Verputze nach den Wünschen oder Ideen der Architekten und Bauherren. Sie kommen mit Vorstellungen zu uns, oft mit Fotos, und wir kreieren dann eine individuelle Lösung.
Unsere Spezialisten beraten Sie gerne, auch bei Fragen zu historischen Mauer- oder Verputzarbeiten.
Unsere Kontaktangaben finden Sie hier. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Objektbilder Meier-Ehrensperger AG
Porträt und Text: Claudia Kaufmann
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