Idyllisch gelegen, am Fuss des Irchels und oberhalb der Töss, stellt das Dorfmuseum Neftenbach Zeitzeugen der vergangenen Jahrhunderte aus. In originalgetreu eingerichteten Zimmern spüren die Besucherinnen und Besucher in zwei Trotten dem einfachen Landleben einer Patrizierfamilie während der "Wümmet" (Weinlese) nach. Die Fenster dieser landwirtschaftlichen Gebäude stammen noch aus der Bauzeit. Schäden wurden seither behelfsmässig behoben, mittlerweile war eine Restaurierung dringend nötig. Das Museum beauftragte die «Scholz Glaskunst AG» damit, fehlende, defekte oder «falsche» Butzen aus den Butzenverglasungen auszubauen und neue, originale Butzengläser einzusetzen. Ausserdem sollten die teils brüchig gewordenen Kittfälze nachgekittet werden.
Butzenfenster wurden typischerweise ab dem 14. / 15. Jahrhundert eingesetzt. Glasbläser stellen die runden Scheiben her, ihr Durchmesser beträgt zwischen 7 und 15 Zentimeter. Mit der Glasmacherpfeife wird zuerst eine hohle Glaskugel aufgeblasen, die dann geöffnet und anschliessend zu einer flachen Scheibe zusammengedrückt wird. In ihrer Mitte entsteht so eine charakteristische Erhöhung, der Nabel, am Rand bleibt eine Wölbung. In Bleiruten gefasst, werden diese Scheiben in einem Rahmen zu einem Fenster zusammengefügt.
Im Herbst 2024 bauten die Mitarbeiter der Firma Scholz alle Fensterrahmen vor Ort aus und holten diese in ihre Winterthurer Werkstatt. Dort ersetzten sie in sorgfältiger Arbeit, Stück für Stück, über 60 Scheiben. Im Frühling 2025 konnten alle Fensterrahmen wieder eingesetzt werden. Im Familienunternehmen Scholz wird das Glaskunst-Know-How seit Generationen weitergegeben. Die aktuellen Geschäftsführer Patrick und Roger Scholz haben beide die vierjährige Lehre als Glasmaler absolviert.
Manchmal finden sich für die Restaurierung passende Ersatzteile im riesigen, firmeneigenen Altglas-Lager oder in einer kantonalen Bauteilbörse. In diesem Fall stammen die authentischen Ersatzbutzen aus der deutschen Glashütte Lamberts, eine der wenigen verbleibenden in Europa. Dort werden Butzen nach traditioneller Mundblasmethode für Restaurationen oder Spezialanfertigungen hergestellt. Preisgünstiger wären künstliche Butzen. Da diese maschinell gepresst werden, weisen aber alle dieselbe Form auf und sind dicker. Echte Butzen sind Unikate. Ihre individuellen Unebenheiten erzeugen das lebendige Lichtspiel, welches den Butzenfenstern ihren charakteristischen Charme verleiht.
Fotos: Scholz Glaskunst AG, Text: Nicole Haller
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