Altbauweise Altbauweise

Daniel Kaufmann
und Michael Widrig, Architekten 

Altbauweise

Kein Botox für Altbauten – wir pflegen lieber deren Falten.

 Steckbrief  

  • Mitglieder bei Altbauweise Zürich seit 2020

  • Kompetenz: Gestaltung, konstruktives Wissen, gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Beruf: Michael Widrig, Dipl. Architekt ETH // Daniel Kaufmann, Architekt HTL, Inhaber & Geschäftsführer von Kaufmann Widrig Architekten

Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit und wie ergänzt ihr euch fachlich?  

Widrig: Wir haben uns bei unserer ersten Anstellung kennengelernt, danach haben wir unabhängig voneinander unsere eigenen Büros gegründet. Als wir zum selben Wettbewerb eingeladen wurden, legten wir unsere Kompetenzen zusammen – das war der Startschuss für unsere Zusammenarbeit. Seither ergänzen wir uns sehr gut.

Kaufmann: Meine Schwerpunkte sind die Planung, Konstruktion, Ausführung und Bauleitung, eigentlich die Projektleitung von A bis Z. Von da komme ich und das mache ich auch gerne. Die Organisation und Führung grösserer Projekte interessieren mich sehr.

Widrig: Wenn’s um die Ausführung geht, bevorzuge ich die kleineren Projekte. Ich setze mich gerne mit dem Theoretischen auseinander, hatte mehrere Mandate in Lehre und Forschung. Aber dennoch gilt: wir machen beide beides, es gibt keine abgegrenzten Gärten. Uns fasziniert beide das Bauen im Bestand. Jede Bauzeit hat ihre eigenen Konstruktionsweisen und -techniken. In diesem Sinne ist jedes Projekt für uns auch eine Weiterbildung und Auseinandersetzung mit einer bestimmten Bauepoche. So beschäftigten wir uns beispielsweise beim Amtshaus am Helvetiaplatz mit Innovationen aus den sechziger Jahren: das Gebäude ist eine der ersten Bauten mit vorgespanntem Beton und einer Aluminiumfassade, die damals eine Pionierleistung war.

Kaufmann: Bei Altbauten gehen wir immer von vorhandenen Qualitäten aus und finden heraus, was wir erhalten oder weiterentwickeln können. Man sucht immer die Beziehung zum Bestand, was sehr viel reichhaltiger und spannender ist als das Bauen auf der grünen Wiese.

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Aus eurer Beratungserfahrung: Was wird unterschätzt bei Altbauprojekten 

Kaufmann: Die verborgenen Qualitäten von Altbauten – man sieht oft die Mängel, weil man den Altbau mit dem Neubau und zeitgenössischen Standards vergleicht. Unterschätzt werden auch die zahlreichen gesetzlichen Vorgaben, die kostentreibend sind. Das Vereinigen der diversen Ansprüche kann sehr herausfordernd sein: energetische Nachhaltigkeit, Sicherheitsvorgaben und je nachdem kommen noch Anforderungen des Denkmalschutzes dazu.

Widrig: Jahrelang wurden Ersatzneubauten favorisiert. Heute ist der Erhalt, bzw. das Weiterbauen am und mit dem Bestand, wieder in den Fokus der Planungsarbeit gerückt. Da findet ein Umdenken statt. Je länger ein Gebäude genutzt wird, desto besser für die Nachhaltigkeit.

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Mit der CO2-Debatte hat der Altbau wieder Aufwind bekommen.


Ich gehe Beratungen unvoreingenommen an und versetze mich in die Bedürfnisse meines Gegenübers hinein. Ich betrachte das Thema ganzheitlich und versuche zu helfen, indem ich nachhake und reflektiere. Die Wünsche und Ziele der Bauherrschaft stehen dabei stets im Vordergrund – es geht nicht darum, uns selbst zu verwirklichen. Dass ich mich sehr gut mit der Ämterlandschaft in Zürich auskenne, ist ein zusätzlicher Vorteil bei der Beratung. Nach der Erstberatung wird situativ entschieden, ob beispielsweise ein Treffen vor Ort mit vertiefter Beratung sinnvoll ist. 

Welche Themen liegen euch besonders am Herzen, heute und in Zukunft?

Widrig: Wir setzen uns für den ursprünglichen Charakter der alten Gebäude ein, sowohl auf räumlicher wie auf materieller Ebene. Wir wollen Gebäude mit Reichtum erzeugen, die auch alterungsfähig sind. Also kein Botox für Altbauten – wir pflegen lieber deren Falten.
Kaufmann: Ökonomie und Ökologie gehen in einer Hand – wenn du sparsam bauen kannst, dann erzeugst du auch nicht viel Emissionen. Das heisst, wir beschränken Eingriffe auf ein Minimum, man muss nicht per se alles verändern. Unser Fokus liegt stets auf der Qualität des Bestandes und wie wir diesen qualitativ ergänzen, erhalten oder weiterentwickeln können. 

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Fotos Daniel Kaufmann und Michael Widrig: Dominic Büttner, Foto Amtshaus: Georg Aerni
Text: Claudia Kaufmann

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